Unser Gehirn und der innere Schweinehund

Kann ich lernen leichter zu trainieren?

Von Jan Markus Adams

 “Activity is life, while stagnation is death. Exercise brings healthy activity to every organ, gland and cell of the body; it makes the entire body actively and radiantly alive with a feeling, energy and well being that makes one so buoyant and alert that you feel like running and jumping. Exercise is the best insurance against disease or sickness. It builds a fund of resistance of healthy blood-corpuscles, which can attack and overcome any disease germs which come in contact with the body.
Lastly, exercise builds confidence; for there is no road to supreme confidence as sure as the knowledge of one’s physical and mental ability. It cultivates power of will and determination; it gives you complete mastery over your physical and mental self; it promotes personal efficiency and all desirable mental characteristics.” (Mujumdar, Encyclopedia of Indian Physical Culture)

Eigentlich will unser Gehirn gar nicht trainieren… Eigentlich will unser Gehirn vor dem Fernseher auf dem Sofa liegen und Pizza essen… Je mehr Energie es in Form von Nahrung zugeführt bekommt und in Form von Körperfett speichern kann, desto besser!

Leider besteht der Mensch nicht nur aus einem Gehirn. Mit dem Gehirn ist ein kompletter Organismus verknüpft, dessen Bestandteile eigene Bedürfnisse haben. Einige mögen sogar voneinander abweichen.

So steht ein Überschuß an Nahrungsaufnhame mit einer Beschleunigung des Alterungsprozesses in Verbindung. Ein Mangel an Bewegung begünstigt dies zusätzlich. Würden wir unserem Gehirn folgen, würden wir schneller Muskelmasse und Knochendichte abbauen. Autoimmunerkrankungen, Stoffwechselstörungen, Herzkreislauferkrankungen hingegen würden  begünstigt werden. Depressionen und Ängste hätten es leichter, sich negativ auf das Gehirn auszuwirken.

Würden wir uns so verhalten, wie unser Gehirn das gerne hätte, würden wir unser Gehirn in eine Situation bringen, in der das Erleben und Empfinden von Freude und Glück immer schwerer würde. Da hätte es sich aber mal ein Eigentor geschossen!

Mal drüber reden

Eine sehr wichtige Möglichkeit unser Gehirn zu mehr Bewegung zu bringen, ist eine Begriffsklärung. Heutzutage spricht man in einem Atemzug von Bewegung, Sport, Workout, Training. Im nächsten ist von Auspowern die Rede. Motivationssprüche fordern dazu auf “alles zu geben”.

Da ist es doch kein Wunder, dass unser Gehirn sich bedroht fühlt und eine Verweigerungshaltung einnimmt!

Was unserem Organismus gut tut, ist eine Tätigkeit, die für einen gewissen Zeitraum den Puls ansteigen lässt, die Atmung anregt und die Schweißdrüsen öffnet. Das mag ein Spaziergang sein, Tanzen, Federball spielen im Park. Ein Gefühl von Anstrengung muss da gar nicht vorkommen… ich gehe sogar so weit, zu sagen, dass es gar nicht vorkommen sollte!

Anstrengung kostet Energie, die unser Gehirn sinnvoller einsetzen kann.

Das Gehirn überlisten

Wir können unserem Gehirn allerdings unseren Willen aufdrücken und ihm gleichzeitig das Gefühl geben, es handele aus freien Stücken. Die Taktik ist simpel, die Grundlage eine Rechnung in Sachen Energiebilanz. Unser Gehirn will um jeden Preis verhindern mehr Kalorien zu verbrauchen, als es zugeführt bekommt.

…es sei denn, es bekommt nach dem Verbrauch noch mehr! Wir könnten uns also nach der gesundheitsfördernden Bewegung mit unserem Lieblingsessen belohnen… oder unserem Lieblingsgetränk. Dann wäre das Gehirn wieder versöhnlich gestimmt und würde sich nach einem erfolgreichem Lernprozess vielleicht sogar gerne zu einer Zusammenarbeit hinreißen lassen.

Gleichzeitig kann man dem Gehirn eine Umgebung schaffen, in der es sich wohl fühlt. Durch die entsprechende Musik werden die Gehirnwellen in wohlige Schwingungen versetzt. Ein angenehmer Raum oder die Natur können die Atmosphäre zusätzlich begünstigen. Kleidung, in der wir uns wohl fühlen, kann die Bewegung im wahrsten Sinne des Wortes erleichtern. Sie kann es aber auch begünstigen uns überhaupt in Bewegung zu versetzen.

Den Stress ausleben

Doch manchmal hilft alles nichts! Gerade wenn wir Stress empfinden, wollen wir nicht noch mehr müssen und haben plötzlich Appetit auf etwas Süßes. Das liegt daran, dass Zucker unmitelbar ins Blut übergeht und den Insulinspiegel steigen lässt, woraufhin der Pegel des Stresshormons Cortisol gesenkt wird. Was nach einer einfachen Rechnung klingen mag, endet leider in einem Teufelskreis.

Anders als viele glauben mögen, verschafft Zucker unserem Körper keine Energie für große Leistungen. Unser Gehirn hingegen benötigt ausschließlich Zucker für seine Tätigkeit. Wozu sollte es den Körper also zu Anstrengungen bewegen, wenn es bereits hat, was es begehrt?

Da ist es doch viel leichter, die Cortisolausschüttung zu erhöhen und das Stressempfinden zu verstärken. Dann kommt der Zucker fast von alleine.

Hier hat uns die Natur jedoch ein Geschenk versteckt, das leider immerzu verkannt wird: Cortisol erhöht die Leistungsfähigkeit.

Der beste Zeitpunkt für gesundheitsfördernde Bewegung, ist abends nach einem langen harten ermüdenden Arbeitstag. Durch die Ansammlung von Cortisol im Blut ist der Pulsschlag erhöht, die Atmung schneller, die Schweißdrüsen sind offen. Alles,was wir wollen, hat unser Körper bereits eingeleitet. Wir müssen es nur in die richtigen Bahnen lenken und genießen!

Krönen wir das noch mit einem schmackhaften Essen sind Gehirn und Körper versöhnt und im Einklang mit dem Universum!

Gemeinsam sind wir stark!

Menschen sind soziale Wesen. Wir konnten nur deshalb die Welt erobern, weil wir gelernt haben als Individuuen in Gemeinschaften zu leben. Jeder Mensch hat besondere Fähigkeiten, mit denen er andern helfen kann. Wenn wir uns ergänzen, sind wir unglaublich mächtig.

So mächtig, dass selbst Sport und Training als Spiel erscheinen und die größten Anstrengungen Spaß zu machen vermögen.

Ein freundlicher Umgang mit anderen Menschen ist einer der wichtigsten Faktoren für ganzheitliche und nachhaltige Gesundheit. Wir brauchen den Austausch mit anderen und die Reflexion durch andere. Unsere Wirklichkeit wird in Wechselwirkung mit unserem sozialen Umfeld geschaffen.

Wenn wir nach einem langen harten ermüdenden Arbeitstag nicht zum Sport müssen, sondern uns mit Freunden treffen, ist das was Wunderbares. Und wenn wir mit denen dann auch noch Fußball spielen, laufen, ringen, Gewichte stemmen oder bouldern, schwimmt unser Gehirn in Glückshormonen.

Spiel und Spaß

Kein vernünftiges Gehirn will sich anstrengen, es sei denn, es bekommt mehr zurück als es geben muss. Wie schön muss es dann erst sein, wenn wir das Gefühl der Anstrengung überwinden und Leichtigkeit bei der Bewegung empfinden? Wenn wir spielen, statt zu trainieren…

“Exercise […] makes the entire body actively and radiantly alive with a feeling, energy and well being that makes one so buoyant and alert that you feel like running and jumping.” (Mujumdar, Encyclopedia of Indian Physical Culture)

 

3 Comments on “Unser Gehirn und der innere Schweinehund

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