Arme-Leute-Essen

Mit guter Ernährung eine Welt erschaffen

Von Jan Adams

„Eat a poor man’s diet.” (unbekannt)

Im Eifelort Mayen wurde über mehrere Jahrhunderte Basalt abgebaut. Obwohl dieser bis nach Italien exportiert wurde, waren die Basaltbauern stets sehr arm. Dennoch waren sie in der Lage täglich stundenlang schwerste körperliche Arbeit zu verrichten. Eine Anekdote aus den 1950er Jahren berichtet von einem Arbeiter, der täglich ein Ei in seiner Essensbox hatte, was den Neid seiner Kollegen auf sich zog. Eines Tages fiel das Ei jedoch zu Boden, zerbrach und entpuppte sich als Gipsei… Wenn es etwas so Besonderes war täglich ein Ei zu haben, wie mögen sich die Menschen ernährt haben um ihr anstrengendes Tagwerk verrichten zu können?

So wie die Christen im Vaterunser um ihr „täglich Brot“ beten, war Getreide die Hauptnahrungsquelle in Form von Brot, Brei (insbesondere Hirsebrei) und Bier. Hinzu kamen Hülsenfrüchte und Gemüse, das die Arbeiter meist selber in kleinen Gärten angebaut haben. Der Einfachheit halber wurde meist alles zu einem Eintopf zerkocht. Die Kombination aus Getreideprodukten und Hülsenfrüchten in der Ernährung findet sich in sämtlichen höher entwickelten oder davon beeinflussten Kulturen der Welt wieder. Dies liegt nicht etwa daran, dass vor ein paar Tausend Jahren Ernährungswissenschaftler bemerkt haben, dass sie sich diätetisch gut ergänzen, sondern dass sie bereits im Anbau Synergieeffekte erzeugen. So benötigen Hülsenfrüchte Rankhilfen, die sie in den Ähren finden und sorgen gleichzeitig für eine Bodenbeschaffenheit, die für das Wachstum des Getreides förderlich ist. Im menschlichen Verdauungssystem wird dieser Prozess fortgesetzt, da sich die unterschiedlichen Aminosäurenprofile ebenfalls ergänzen und ihre Kombination eine biologische Wertigkeit von über 100% ergibt, was bedeutet, dass sie vom menschlichen Organismus komplett verstoffwechselt werden können.

Dies machen Menschen sich bereits seit Jahrtausenden zunutze. Aus Süd- und Mittelamerika sind die Kombination von Mais und Bohnen bekannt, später kam dann noch Reis hinzu. Die ägyptischen Pyramiden wurden erbaut indem die Arbeiter mit Bier bezahlt und ernährt wurden und dazu Gerichte mit Kichererbsen und Linsen verzehrten. Südostasien, China und Japan sind bekannt für den Verzehr von Reis, Tofu und anderen Sojaprodukten. Die indische Küche ist voll von Kichererbsen, Linsen, Fladenbroten und Reis. Empfehlungen für die Ernährung von antiken griechischen Athleten nennen Getreidebrei und Linsen als Bestandteile einer guten Ernährung.  Die römischen Gladiatoren lieferten ihre körperlichen Leistungen auf Grundlage von Puls Gladiatorum ab, einem Eintopf auf der Grundlage von Gerste und Bohnen. Die Ureinwohner Nordostamerikas haben ein Bohnengericht entwickelt, das später als Baked Beans vor allem in England in Kombination mit Toast berühmt wurde. Selbst im Schwabendland gibt es diese hochwertige Kombination in Form von Spätzle mit Linsen.

Moderne Studien, die im Film The Game Changers sehr gut platziert werden, belegen, dass eine vollwertige pflanzliche Ernährungsweise die körperliche Leistungsfähigkeit, sowie Regenrationsfähigkeit steigert, ebenso wie den Testosteronspiegel, die Libido und die Potenz. Da ist es wohl nicht verwunderlich, dass die Männer vor hundert Jahren einen deutlich höheren Testosteronspiegel hatten als die modernen Männer. Hier wiederum ist zu beachten, dass unsere Vorfahren zusätzlich körperlich wesentlich aktiver waren und nahezu alle Wege zu Fuß zurückgelegt haben. So sind die Basaltbauern aus dem Dorf Kirchwald täglich knapp 9km zum Steinbruch nach Mayen gegangen um nach getaner Arbeit wieder zu Fuß nach Hause zu gehen, beladen mit mehren Kilogramm Eisenwerkzeugen…

Im antiken Griechenland galten Linsengerichte als Arme-Leute-Essen. Der Philosoph Diogenes von Sinope scherte sich nicht darum und verzehrte in aller Öffentlichkeit auf dem Marktplatz ein Linsengericht. Da wurde er von einem Politiker angesprochen, der ihn belehrte, dass er keine Linsengerichte essen müsste, wenn er nicht immer so unbequeme Reden führte. Darauf entgegnete Diogenes, wenn der Politiker sich daran gewöhnen würde Linsengerichte zu essen, bräuchte er niemandem „in den Arsch kriechen“.

Videodreh im Mainzer Sand

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